Handarbeit? Fussarbeit!
Die Handarbeit ist eine sehr alte, traditionsreiche, bewährte Praxis der Pferdeausbildung. Neben der Arbeit mit der Longe und dem, was wir heute unter dem Begriff " Bodenarbeit" zusammenfassen, ist sie eine der drei wichtigen Techniken der Schulung des Pferdes ohne zusätzliches Reitergewicht. Immer schon gab es "Spezialisten" unter den geschulten Pferden, die in dieser Technik brillierten.
Die Arbeit an der Hand gehört , historisch gesehen, schon sehr lange in den Werkzugkasten des fähigen Ausbilders
Pferde und Ponys, die nicht geritten werden können oder sollen, können in der Handarbeit Erfüllung finden. Wichtig ist hier: sie muss reell sein und allen Prinzipien der Reitkunst entsprechen, um dem Indvividuum zu helfen, in die Balance zu kommen und sich so gesund zu bewegen. Hier meine Schülerin Meike mit ihrem Shetlandpony Shorty
Wie beim Reiten wird in der Handarbeit - zu der auch die Langzügelarbeit gehört- eine vollständige Schulung des Pferdes in allen Lektionen, Übungen und Schulen bis hin zur Hohen Schule geleistet. Leider impliziert de Name " Handarbeit", dass das Pferd möglichst mit der Hand geformt werden soll, etwas mit Hilfe der Hand erzeugt werden soll, etc. Das Gegenteil ist der Fall: soll Handarbeit zum Benefit des Pferdes gereichen, dann muss bei dieser Technik, ebenso wie beim Reiten darauf geachtet werden, dass eine zügelunabhängige Führung in weicher Anlehnung erarbeitet wird.
Die Handarbeit ist keine Frage der Zäumung, sondern der Fähigkeit des Menschen, mit Hilfe der Hand Signale des Pferdes über Balancezustände in dessen Körper empfangen zu können
Handarbeit wurde auch manchmal mit mehreren Personen ausgeführt, wie hier bei Berenger
Die Pilarenarbeit , wie hier bei Newcastle im Jahr 1658, ist eine sehr alte Technik, die das Pferd ohne Reitergewicht schulte. Wir nutzen sie heute nicht mehr in der From, wie die alten Meister sie verwendeten, weil unsere Pferde- und asuch wir- nicht mehr gefahrlos mit ihr arbeiten können und sollten deswegen darauf verzichten.
Seitengänge, versammelnde Arbeit und Co. belasten das PFerd an der Hand ebenso, wie unter dem Reiter, deswegen muss man mindestens warten, bis ein Pferd ausgewacjsen ist, bevor man diese Arbeit beginnt um Spätfolgen zu vermeiden. Das ist in der Regel zwischen 6 und 8 Jahren der Fall, kann aber auch länger dauern.
Mensch und Pferd auf Augenhöhe: die Handarbeit ist in der Lage, den Dialog zwischen Mensch und Pferd entstehen zu lassen. Vor allem der Mensch lernt hier, das Feedback des Pferdes wahrzunehmen. Hier meine Schülerin Nicole mit Kaltblutstute Zira
Handarbeit gehört in geschulte Hände- hier kann ein Pferd ebenso " verritten werden" wie unter dem Sattel . Man muss sehr genau wissen, was die Elemente sinnvoller Ausbildung sind, um das Pferd an der Hand, so wie hier meinen Finn, zu gesunder Bewegung zu führen. Unter dem Sattel merkt man Balanceverluste oft deutlicher, hier muss das Gefühl des Ausbilders kultiviert werden.
Handarbeit hat nichts mit Zirkustricks zu tun, sondern ist die absolute Suche nach Leichtigkeit des Körpers- und des Geistes. Wie wenig Einwirkung braucht es, um in Dialog zu kommen?
Die Schulung der Grundgangarten und die Mobilisierung aller Gliedmaßen bei gleichzeitiger Herstellung von Tragkraft im Rumpf: das Ziel der Arbeit " zu Fuß" . Hier werden nicht nur Bewegungsabläufe beim Pferd geschult, sondern regelrecht das "Reiten zu Fuß" entwickelt. Alle Hilfen müssen am Boden exakt so gegeben werden, wie unter dem Sattel, erst dann ist Handarbeit reell im Sinne der Reitkunst. Losgelassenheit, Durchlässigkeit, Tempo, Takt, Schwung, Anlehnung, Geraderichten , Versammlung: diese Elemente zeigen, ob in die Balance gearbeitet wurde.